Unbeliebtes Amt; Interessenten bitte melden
Es gab Zeiten, da war es eine Ehre, fùr seine Gemeinde im Gemeinderat tätig zu sein. Inständige Bitten der Parteien und Wählergemeinschaften um Interessenten für ein Amt als Gemeindevertreter machen deutlich: Das Ehrenamt hat seine Anziehungskraft verloren. Wie immer, sind die Ursachen vielfältig. Aber einen entscheidenden Anteil haben die Gemeindevertreter am Niedergang der Wertigkeit ihres Amtes selbst. Die mangelnde Qualität in der Sache und in der Form wirken abstoßend. Wer will seine Freizeit auf diese Art verschwenden?
Diese Abstinenz schafft leider Raum für diejenigen, die mit der Arbeit in der Gemeindevertretung vorrangig eigene Interessen verfolgen. Besonders das Bauplanungsrecht schafft die Möglichkeit, verdeckt für sich selbst oder Bekannte und Freunde vorteilhafte Regelungen zu schaffen. In den letzten Jahren war dies besonders krass zu bemerken. Planungsausschussvorsitzender ist Karl-Hans Straßburg. Er bekennt offen, dass der Stadtplaner Johannsen sein Freund ist. Das hält die Gemeindevertretung aber nicht davon ab, genau diesen Stadtplaner ständig mit Bauleitplanungen zu beschäftigen. Im zahlreichen Beiträgen des "Blickpunkt" ist zum Beispiel nachzulesen, welche Seilschaften sich daher die Bauleitplanung zu eigen gemacht haben. Das stößt ab und lässt fragen, ob man dabei mitmachen will.
Dennoch geht auch hier der dringende Appell an qualifizierte und geeignete Bürger, sich unter diesen Umständen erst recht zu engagieren und in den kommunalpolitischen Gruppierungen wieder für Sachverstand, Niveau und Anstand zu sorgen. Es gehört allerdings zum System der verdeckten Interessenwahrnehmung, sich mit unbelesenen Jasagern zu umgeben. Deshalb geht dieser Appell nicht an jedermann. Die Wähler sollten deshalb später sorgfältig prüfen, ob die Kandidaten den Aufgaben gerecht werden können, oder ob die Gruppierungen Pappkameraden auf den Wahlzettel gebracht haben.